Matthias Beckmann, Reisetagebuch Slowakei

Milan Adamčiak in Banská Belá
Reisetagebuch Slowakei
2013
Bleistift auf Papier
29,7 x 21,0 cm

22. Juni

Schon am letzten Wochenende hatten Sväto und ich versucht Milan Adamčiak zu besuchen. Wir waren mit dem Zug von unserem Kulturbahnhof zur nahe gelegenen Station Banská Belá zastávka gefahren und hatten nach einigem Suchen einen Weg durch hohes Gras und einen Abhang hinab, über ein Privatgrundstück, an einem angeleinten Bullen vorbei, über einen Bach und die Landstraße entlang zu dem im Grünen versteckten Häuschen gefunden.

Dies ist auch der Weg, den internationale Kuratoren nehmen, wenn sie zu dem Künstler gelangen wollen, der in den 60er-Jahren konkrete Poesie schrieb, Festivals organisierte, mit John Cage und Joseph Beuys korrespondierte und um den es dann erzwungenermaßen stiller wurde nach dem Einmarsch der Sowjets und dem Ende des Prager Frühlings. (...)

Milan Adamciak kocht einen starken türkischen Kaffee für uns. Er spricht deutsch, englisch und slowakisch und findet, dass die meisten Leute seiner Generation ihm viel zu alt sind und er mehr Interesse an den Jungen hat. Er war letzte Woche in Tschechien und ist überhaupt viel unterwegs in Europa, Amerika und Japan wegen seiner musikalischen Projekte und Aktionen. Er wird vor allem eingeladen, um an Symposien und Ausstellungen zur Musik und Kunst der 60er und 70er-Jahre teilzunehmen.

Hier hat er es sich so eingerichtet wie es für ihn passt. Er ist ein freier Mensch und hat einen guten Humor. Dagegen sehen wir ganz schön alt aus. (...)

Reisetagebuch Slowakei

Publikation "Matthias Beckmann - Beobachter"



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