Matthias Beckmann

Das Vergnügen des Zeichners

 

Die Zeichnung bildet den Schwerpunkt und das Hauptinteresse meiner künstlerischen Arbeit. Die einzelne Zeichnung ist zumeist Teil einer umfangreichen Serie, die sich mit einem ausgewählten Ort, einer Institution oder einem Themenkomplex beschäftigt. Das kann ein Museum wie das Kunstmuseum Bonn oder das S.M.A.K. in Gent sein, Kunst- und Wunderkammern in Deutschland und Österreich, der Deutsche Bundestag in Berlin, das Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung Stuttgart, ein Automobilwerk, die romanischen Kirchen in Köln oder auch die klassische Situation des Aktzeichnens.

Die streng linearen Bleistiftzeichnungen und Radierungen spielen mit Gestaltungsmitteln, die wir aus Fotografie und Film zu kennen scheinen – wechselnde Perspektiven, zuweilen willkürlich erscheinende Realitätsausschnitte, das Zoomen zwischen Totale und Detail, das Umkreisen von Objekten in der Art einer Kamerafahrt. Die einzelnen Zeichnungen der Serie ergänzen sich gegenseitig und ergeben in ihrem Zusammenspiel ein Porträt des Ortes oder der Situation.

Ich interessiere mich für das Eindringen des Banalen in eine oftmals als weihevoll oder sozial herausgehoben empfundene Situation. Dabei kenne ich keine Bedeutungsunterschiede zwischen den abgebildeten Gegenständen. Da es für mich keine Hierarchie der Dinge gibt, ist in der Zeichnung alles gleichwertig. Die Museumstechnik stelle ich mit der gleichen Hingabe dar wie das Kunstwerk und in der Serie zum Deutschen Bundestag ist mir die tief sitzende Hose des Reporters ebenso wichtig wie das Gesicht des interviewten Politikers. Ich habe Spaß am Zeichnen, wenn die Linie flüssig und scheinbar wie von selbst läuft und sich zuweilen aus der Beobachtung des Zusammentreffens von Aura und Alltag Komik entwickeln kann. Und ich freue mich, wenn sich zumindest ein Teil meines Vergnügens dem Betrachter mitteilt.

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