Christoph Peters

25. 11. 06

 

In München erzählte mir ein gebürtiger Westfale, der Tropenhelme und auch sonst allerlei Dinge sammelt, als die Rede auf Menzel kam, Ludwig Ganghofer oder Anzengruber berichte in seinen Erinnerungen die folgende Geschichte: Als Student habe er eine so große Bewunderung für Adolph Menzel empfunden, daß er eines Tages einfach zu dessen Haus gegangen sei, all seinen Mut zusammengenommen und geklingelt habe. Zu seinem Erstaunen sei Menzel tatsächlich an die Tür gekommen, habe den jungen, ihm völlig unbekannten Mann freundlich hereingebeten und – als sei es das Selbstverständlichste von der Welt – seine Bilder und Zeichnungen gezeigt, darunter auch ein Blatt mit zwei Portraitstudien, dessen Ausdruck Ganghofer oder Anzengruber so über die Maßen beeindruckt habe, daß er nach einigem Zögern und innerem Ringen kühn, um nicht zu sagen dreist genug gewesen sei, den Meister nach der Möglichkeit, es zu kaufen, und der dazu nötigen Summe zu fragen. Hundert Mark, habe Menzel geantwortet, hundert Mark sei der Preis. Ganghofer oder Anzengruber sei darüber gleichermaßen erfreut wie enttäuscht gewesen, erfreut, weil er das Blatt in Reichweite gesehen, enttäuscht, weil er nur die Hälfte des Geldes bei sich gehabt habe, und auch kaum mehr hätte erübrigen können. Er sei nur noch im Besitz von fünfzig Mark, habe er daraufhin recht kleinlaut und doch mit einer Spur Hoffnung zu Menzel gesagt, woraufhin dieser mit einem knappen „Kein Problem“ zum Schreibtisch gegangen sei, eine Schere geholt und das Blatt mitten entzwei geschnitten habe: Für fünfzig gebe es eben nur einen Kopf.

 

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